[Bericht über die ICD-Veranstaltung „Wie viel Religion braucht der säkulare Staat?“]

„Der Staat muss auch den Islam als Partner akzeptieren“, fordert Ednan Aslan, Islamischer Religionspädagoge an der Uni Wien. Der Staat müsse die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich Muslime in einem säkularen System, das Religion und Staat trennt, heimisch
fühlen, sagt er bei einer Diskussion zum Thema: „Wie viel Religion braucht der säkulare Staat?“ am Dienstag. „Man darf sie nicht ständig unter den Generalverdacht des Terrorismus stellen und sie nur als Gastarbeiter sehen.“ Von Muslimen fordert Aslan gleichzeitig, sich von Altlasten zu befreien: „Die enge Bindung zur Heimat behindert eine Partnerschaft zwischen Islam und westlichen Staaten.“

Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol sieht die Vermittlung gesellschaftlicher Werte und die
Etablierung einer „Bürgergesellschaft“ als zentrale Aufgabe der Religionen im säkularen Staat. „Islamische Kulturzentren leisten essenzielle Arbeit. Ohne Wertestiftung durch religiöse oder andere Organisationen kann eine Demokratie nicht existieren“, sagt Khol
bei der Veranstaltung des Lueger-Instituts und der Initiative Christdemokratie. Aus der Tagespolitik müsse sich Religion heraushalten, bei ethischen Fragen könne sie aber gute Antworten liefern, meint der VP-Politiker.

„Wenn es um Ethik geht, sind Religionen dran, wie der ÖAMTC, wenn es um Autos geht?“, fragt Rechtsphilosoph Richard Potz. Das sei das Problem laizistischer Staaten, die Religion
und Staat verfassungsrechtlich trennen, bei ethischen Fragen aber auf die Religion zurückgreifen. Willy Weisz, Jüdischer Vizepräsident des Koordinationsausschusses für
christlich-jüdische Zusammenarbeit schätzt den Laizismus: „Der Staat braucht keine Religion.“ Vom Staat fordert er die Garantie freier Religionsausübung. Er kritisiert, dass im Kollektivvertrag nicht festgelegt ist, dass Juden an Tagen mit Arbeitsverbot frei haben.