Europäische Union und Mitteleuropa: Zukunftszeiten, Zukunftsräume
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Die Integration Europas, beginnend mit dem Schuman-Plan 1950, war und ist maßgeblich ein Projekt der europäischen Christdemokraten. Persönlichkeiten wie der Franzose Robert Schuman, der Deutsche Konrad Adenauer oder der Italiener Alcide de Gasperi verstanden die Einigung Europas als ein Zusammenführen unterschiedlicher Kulturen auf einem gemeinsamen christlich inspirierten Wertefundament. Zwischen kapitalistischem Individualismus amerikanischer Art und sozialistischem Kollektivismus stalinistischer Prägung suchten christdemokratische Politiker einen dritten Weg, den aus der christlichen Soziallehre abgeleiteten „Solidarismus“, der den Menschen in seiner Vielfältigkeit und Verschiedenheit zum Maßstab politischen Denkens und Handelns machte und sich dadurch klar von doktrinären „Patentrezepten“ unterschied.

Die beständige Erneuerung und Aktualisierung der Verträge, die die Völker Europas geschlossen haben, ist für uns Christdemokraten besonders wichtig, wenn die europäische Integration Bestand haben soll. Es bedarf klarer Zielsetzungen, an denen die Institutionen und Politiken der Union ausgerichtet werden müssen. Dazu zählt eine stärkere Profilierung der EU nach Außen, der Ausbau des „europäischen Lebensmodells“ mit der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft und sozialer Sicherheit als Kernelementen sowie die Verwaltungsvereinfachung bei gleichzeitiger Stärkung der politischen Institutionen. Die Union der Zukunft kann weder ein neuer „Super-Nationalstaat“ sein noch als schwache Konföderation von Nationen überleben. Noch stärker muss ihr Charakter als Solidar- und Wertegemeinschaft für ihre Bürgerinnen und Bürger transparent werden.

Die Öffnung der EU nach Mittel- und Osteuropa ist die Zukunftschance Österreichs. Einst sterbende Grenzegionen sind zu neuem, ungeahnten Leben erwacht; ökonomische Landschaften blühen wieder, unzählige Unternehmen expandieren in diesen Raum, die Gesellschaften tauschen sich aus, und auch Wien wird als neues Zentrum wieder bunter. Die Vorteile der europäischen Einigung und Migration überwiegen die Nachteile bei weitem.

Diese nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem EU-Beitritt der Reformländer neu entstandene EU-Makro-Region Mitteleuropa gibt Österreich eine neue Aufgabe in diesem geografischen Raum. Uns erwachsen neue Chancen, etwa gesellschaftspolitisch der Völkerverbindung (Kultur- und Bildungsaustausch) und wirtschaftspolitisch der Joint Ventures. Das verbindende Element sind die gemeinsamen Mentalitäten alter neuer Nachbarn, jenseits der Sprachgrenzen. Das im Herzen Europas liegende Österreich sollte schon längst mehr Engagement zeigen und deutlichere Initiative ergreifen. Eine Öffnung wird sich lohnen, nicht nur materiell, sondern vor allem für sein geistiges und seelisches Potenzial.

 
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